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Reinigung und Pflege des Teleskops

Quelle: Buch „Die Astrooptik“, Verlag Sterne und Weltraum, Heidelberg

 

Zum Reinigen der Optik

Die wichtigste Regel lautet: das optische System so  vor Staub und Umwelteinflüssen schützen, dass eine Reinigung so selten wie möglich durchgeführt werden muss. Zu dieser Regel gehört: Benutzen Sie so oft wie möglich bei der Beobachtung mit einem Refraktor (auch bei Schmidt-Cassegrain-Systemen) eine Taukappe, um zu verhindern, dass sich Luftfeuchtigkeit auf der Optik niederschlagen kann. Haben Sie Feuchtigkeit auf der Optik, lassen Sie das Teleskop an einem warmen Ort abtrocknen. Lagern Sie es nicht in feuchten Räumen. Hohe Luftfeuchtigkeit (und Wärme) beschleunigt die Bildung v on Schimmelpilzen. Das gleiche gilt natürlich auch für das Zubehör wie Okulare, Prismen, Filter etc. Benut zen Sie zum Abdecken keine Basteleien aus Pappe, da diese sich mit Feuchtigkeit voll saugen. Geht es nich t anders, lackieren Sie die Pappteile. Als Reinigungsflüssigkeit sollte möglichst reiner Alkohol (unvergällt, 96% oder höher) verwendet werden. Eine gute Mischung besteht aus 30% Alkohol und 70% Äther. Vorsicht, Äther löst  Kittschichten an (verkittete Objektive, Strahlenteiler etc.). Es gibt heute auch im Fotozubehörhandel Rein igungsflüssigkeiten für hochv ergütete komplexe Optik. Wischtücher aus fusselfreiem Papier finden Sie ebenfalls im Fotozubehörhandel. Ebenfalls können Tücher aus reinem Leinen benutzt werden. Ein Tipp dazu: Besorgen Sie sich ein grösseres Stück Leinen und waschen Sie es des öftern mit ihrer normalen Kochwäsche in der Waschmaschine. Danach kochen Sie es noch 2 bis 3 mal ohne Waschmittel aus, bis es absolut fettfrei ist. Jetz t haben Sie für die nächsten  10 Jahre optische Putzlappen. Wenn Sie mit Optik hantieren, ziehen Sie sich  dünne Stoffhandschuhe an (Fotozubehörhandel). Jeder Mensch hat Schweiss an den Fingern, der bei Berühru ng der Optik das Glas, die  Quarzschutzschicht eines Spiegels oder die Vergütung angreift.

 

Reinigung gering verschmutzter Flächen
Sorgen Sie dafür, dass jeglicher Staub von den zu reinigenden Flächen entfernt wird. Ein winziges Quarzkörnchen zerkratzt Ihnen sofort die Oberfläche. Beim Wegpusten von Staub achten Sie darauf, keine Speicheltröpfchen auf die Oberfläche zu bringen. Benutzen Sie einen weichen Naturhaarpinsel (fettfrei) oder einen sogenannten Vakuumsauger (Fotozubehör). Haben Sie öfter mit de r Reinigung von Optik zu tun, z.B. an einer Volkssternwarte, können Sie zum Staubblasen auch - mit Gas gefüllte Druckflaschen einsetzen. In diesem Fall wählen Sie Stickstoff (Lieferant z.B.  Linde-Gas). Stickstoff ist ungefährlich.  Bei Flaschen, die unter hohem Druck normale Luft ausblasen, ist meist ein flüssiges Treibmitte l vermischt. Hier ist Vorsicht geboten, da die Treibmittel unter Umständen - fein zerstäubt - mit ausgeblasen  werden. Danach befeuchten Sie Ihren „Putzlappen“ mit Reinigungsflüssigkeit und wischen vorsichtig über  die zu reinigenden Flächen. Machen Sie keine kreisen den Bewegungen, sondern wischen Sie - möglichst drucklos  - immer nur in eine Richtung, bis die letzten Flüssigkeitsreste entfernt sind. Für Spiegel mit Quarzschutzs chicht kann auch Fensterputzmittel (z.B. Sidolin) verwendet werden.


Reinigung stark verschmutzter Flächen
Dies wird hauptsächlich in Frage kommen für ältere Objektive oder Spiegel, die lange ein kümmerliches Dasein auf einem Dachboden gefristet haben. Hier wird ma n eine Demontage der Optik in Kauf nehmen müssen, da auch die inneren Flächen gereinigt werden müssen. Wenn Sie einen Spiegel aus seiner Fassung ausbauen, so markieren Sie vorher seine Lage in der Fassung und bauen ihn anschliessend wieder so ein. Nehmen Sie ein unverkittetes zweilinsiges Objektiv (Fraunhofer) ausei nander, so sollten Sie folgende Markierungen machen (Verwenden Sie dazu einen wasserfesten Filzstift für Overheadfolien). 

  1. Markieren Sie die Gesamtlage der Optik zur Fassung.
  2. Markieren Sie die Lage beider Linsen zueinander; sie dürfen beim Wiedereinbau in die Fassung nicht gegeneinander verdreht werden. 
  3. Markieren Sie die Einbaurichtung der Oberflächen, entweder in Richtung zum Objekt (oder Okular) hin. 
  4. Bei Objektiven mit Zwischenlagen aus Stanniol oder dünnen Stahlplättchen nummerieren Sie Zwischenlagen und markieren Sie die Lage derselben auf einer der Glasflächen. Die Lagen könnten verschiedene Dicken haben, um einen eventuellen Keilfehler einer der Glaslinsen auszugleichen. Benutzen Sie beim Zusammenbau der Optik die originalen Zwischenlagen und bauen Sie diese nach ihren Markierungen ein.

 

Werden die Punkte 2 und 4 nicht beachtet, ist starke r Astigmatismus nach dem Zusammenbau zu erwarten. Bei Nichtbeachtung von Punkt 3 wird das Objektiv völlig  unbrauchbar. Zu beachten ist weiterhin, dass Klemmschrauben oder Klemmringe in der Fassung nicht „ange knallt“, sondern mit Gef ühl angezogen werden. Das Objektiv muss zum Temperaturausgleich Spiel in der Fassung haben. Auf das Demontieren älterer dreilinsiger Objektive sollte man verzichten! Schicken Sie ein solches Objektiv zum Hersteller bzw. dessen Vertreter (bei Zeiss und Astro Physics die Firma Baader). Moderne  Zweilinser und auch Dreilinser sind zum Teil mit einem Spezialöl gefüllt (z.B. Astro Physics,  Zeiss); versuchen Sie niemals, solche Objektive zu demontieren. Solche Objektive müssen von Spezialisten behandelt werden. Die  Firma Baader ist zuständig für die weltweite Reparatur von Carl Zeiss Amateuroptik. Dort kann man auch komplizierte Optik zerlegen, reinigen, neu fügen und unter kontrollierten Laborbedingungen auf der optischen Bank justieren. Es ist klar, dass dies mit Aufwand und entsprechenden Kosten verbunden ist. Dennoch sollte man gerade bei wertvollen alten Objektiven erwägen, eine solche Arbeit von Fachleuten ausführen zu lassen.  Besondere Vorsicht ist auch bei der Demontage von Schmidt-Cassegrain-Teleskopen geboten. Bei fast allen Fabrikaten müssen Schmidt-Platte, Fangspiegel und Hauptspiegel in einer bestimmten Stellung zueinander  zusammengebaut werden. Markieren Sie deshalb sorgfältig deren Einbaulagen zueinander; dies gilt im Prinzip für alle Spiegelteleskope mit Ausnahme des Newtons.

 

Haben Sie einen Spiegel oder ein Objektiv aus seiner Fassung ausgebaut, so legen Sie die Einzelteile in eine grosse Kunststoffschale mit handwarmer Seifenlösung (oder auch Haushaltspülmittel) und lassen Sie die Optik längere Zeit einweichen. Danach wischen Sie (unter  der Wasseroberfläche vorsichtig und ohne Druck) die Oberfläche sauber. Drehen Sie die Optik um, und verfahren Sie mit der zweiten Seite genauso. Anschliessend spülen Sie die Optik unter fliessendem Wasser ab, um  die Seifenreste zu entfernen. Nun können Sie noch ein Bad in destilliertem Wasser folgen lassen. Verfahren Sie weiter, wie unter „gering verschmutzt“ beschrieben. Ist die Optik total verschmutzt, können Sie als letzten  Versuch auf Azeton als Flüssigkeit zum Säubern zurück greifen (nur in gut belüfteten Räumen). Dieser Hinweis sollte wirklich nur als allerletzter Reinigungsversuch verstanden werden!  Danach ist das Objektiv fertig für den Wiedereinbau in die Fassung. Bekommen Sie mit dieser Methode die Optik nicht sauber, so ziehen Sie einen Fachoptiker zu Rate. Bekommt auch er die Oberfläche nicht sauber, so bedeutet dies in den meisten Fällen,  dass die Oberfläche der Optik angeätzt oder das Glas durch Bakterien beschädigt ist. In den meisten Fällen ist die Optik dann verloren und nicht mehr brauchbar. Haben Sie einen kleinen matten Fleck oder einen Kratzer auf der Optik, verzweifeln Sie nicht. Die Leistung der Optik wird zwar gemindert, bei kleinen Fehlern aber  nur unwesentlich. Muschelbrüche auf Teleskopspiegeln sollten mit mattschwarzem Fotolack a bgedeckt werden, ebenso grössere auf  Glaslinsen, da sie Streulicht erzeugen. Matte kleine Flecken erzeugen einen geringfügi gen Kontrastverlust. Diese kleinen Fehler machen im Vergleich zur gesamten Oberfläche der Optik nur weni ge Promille aus. Ein letzter Tipp: Wenn Sie mit Optik hantieren, so tun Sie es, wenn Sie gut ausgeschlafen si nd, und lassen Sie sich nicht hetzen. Arbeiten Sie in Ruhe und tun Sie zwischendurch nichts anderes. Lassen Sie das Telefon ruhig mal klingeln. Nach dem Wiederzusammen- und Einbau der Optik muss diese im Normalfall neu justiert werden.


Nach der Beobachtung - Fernrohrpflege
Ein Fernrohr, das vor Beginn der Beobachtung erst ins Freie transportiert werden muss, braucht zunächst eine knappe halbe Stunde zur Anpassung an die Umgebungstem peratur, ehe es gute Bilder liefern kann. Bei Reflektoren dauert es sogar noch länger, ehe der Spiegel abgekühlt ist, doch erfordert dies später nur noch ein gelegentliches Nachfokussieren; visuelle Beobachtungen  werden dadurch weniger gestört, während man mit der Astrofotografie bis zum völligen Temperaturausgleich  warten sollte. In der Regel wird nach der Beobachtung das Instrument wieder in das Zimmer zurückgebracht.  Dabei ist es leicht möglich, dass - ähnlich wie bei Brillengläsern - die Optik wegen des Temperaturunterschiedes beschlägt. Dieses Kondenswasser sollte man nicht abwischen (Verschmutzung und Beschädigung der Lins en bzw. Spiegel könnten sonst der Fall sein), sondern an der Luft trocknen lassen. Ist dies geschehen,  ist das Instrument wieder bereit für eine erneute Beobachtung. Auf die Pflege eines mechanisch-optischen Präzisionsinstrumentes, wie es ein Fernrohr darstellt, ist besondere Sorgfalt zu legen. Insbesondere die em pfindlichen optischen Flächen erfordern behutsame Behandlung. Eine gut sitzende Staubkappe ist hierfür bei  Refraktoren und katadioptrischen Systemen eine wesentliche Voraussetzung - Reflektoren benötigen meist  zusätzliche Abdeckungen für die beiden Spiegel. Alle Kappen dürfen jedoch erst aufgelegt werden, wenn jegliche Feuchtigkeit verflogen ist. Am besten lagert man ein Teleskop in einer fest verschliessbaren Kiste. Okulare bewahrt man zusammen mit anderem Zubehör in einem staubdichten Behälter auf, das offene Ende des Fokussiertriebes sollte dann ebenfalls mit einer Kappe abgedeckt werden, um vor Staub und Spinnen zu schützen. Auf keinen Fall darf man die optischen Flächen mit blanken Fingern berühren. Wer diese Vorsichtsmassnahmen befolgt, braucht die optischen Flächen nur selten zu reinigen, vielleicht nur einmal im Jahr. Vergessen  sollte man hierbei aber nicht, dass selbst sichtbarer Staubbelag die Abbildungsqualität weit weniger beeinträch tigt, als ein Kratzer, der beim Säubern aufgebracht wird; zuviel Putzen kann mehr Schaden als Nutzen anrichten.